NAWAM RISKWA
Innovative Konzepte und Technologien für die separate Behandlung von Abwasser aus Einrichtungen des Gesundheitswesens

Im Verbundprojekt SAUBER+ erfolgte eine umfassende Risikocharakterisierung und -bewertung für Mensch und Umwelt und darauf aufbauend ein Risikomanagement für den Eintrag von Schadstoffen und Krankheitserregern aus Pflegeeinrichtungen, Seniorenresidenzen, Hospizen, Ärztehäusern und Kliniken in den Wasserkreislauf. Im Gegensatz zu Emissionen aus Krankenhäusern war die Relevanz von Einträgen pharmazeutischer Wirkstoffe und Krankheitserregern aus den übrigen Einrichtungen des Gesundheitswesens bislang unzureichend untersucht. Insbesondere die demografische Entwicklung und die erhöhte Lebenserwartung - die häufig mit der verstärkten Einnahme von Medikamenten verbunden ist - unterstreichen die Bedeutung dieses Themas.

Medikamente erhöhen die Lebensqualität und die Lebenserwartung. Gleichzeitig werden im Abwasser viele Medikamentenrückstände nachgewiesen, von denen Wirkungen auf Mensch und Umwelt vermutet bzw. in einigen Fällen bereits nachgewiesen wurden. Die Minderung der Emissionen von Arzneistoffen an der Eintragsquelle stellt einen möglichen Ansatz dar, der bereits für allgemeine Krankenhäuser untersucht wurde. Im Projekt SAUBER+ wurden Daten zur Beurteilung des potentiellen Risikos, das aus der Emission von Arzneimittelrückständen und Krankheitserregern aus weiteren Gesundheitseinrichtungen resultiert, gewonnen und transdisziplinär bewertet. Technologien, Konzepte und Strategien zur Minderung dieser Emissionen wurden als Handlungsoptionen untersucht und ihre (kombinierte) Wirkung abgeschätzt. Kommunikations- und Bildungsmaßnahmen wurden zur Sensibilisierung wichtiger Akteure entwickelt.

 

Die Projektergebnisse sind in den folgenden Kernbotschaften zusammengefasst:

Botschaft 1: Eine separate Behandlung der Abwässer aus Einrichtungen des Gesundheitswesens ist nur in Einzelfällen sinnvoll.
Für die untersuchten Einrichtungen des Gesundheitswesens konnte kein höherer Eintrag von Arzneimittelrückständen, toxisch wirkenden Substanzen sowie antibiotikaresistenten Bakterien oder Genen als aus Haushalten festgestellt werden. Abweichungen sind bei weiteren Einrichtungen des Gesundheitswesens nicht auszuschließen, so dass Einzelfallbetrachtungen mit gezielten Untersuchungen notwendig sind. Hierzu wird der entwickelte Emissionscheck empfohlen.

Botschaft 2: Arzneimittelrückstände, (antibiotikaresistente) Krankheitserreger und toxisch wirkende Substanzen können dezentral im Abwasser aus medizinischen Einrichtungen mit verschiedenen Technologien weitgehend eliminiert werden.
Die eingesetzten Verfahrenskombinationen (Membranbioreaktor gefolgt von einer Ozonung, Aktivkohlefiltration oder UV-Bestrahlung) sind zur Elimination der untersuchten Arzneimittelrückstände, (antibiotikaresistenten) Krankheitserreger und toxisch wirkenden Substanzen geeignet. Keine Technologie eliminiert aber bei vertretbarem Aufwand alle Verunreinigungen vollständig. Erarbeitete Empfehlungen zur Verfahrensauslegung in Abhängigkeit der Abwassermatrix sind zu beachten.

Botschaft 3: Zur vorsorglichen Minderung dieser Schadstoffe im Wasserkreislauf ist eine Integration von Technologien, Gesundheitspolitik (Prävention, Arzt-Patient-Kommunikation) und Arzneimittelinnovation notwendig.
Die sozial-ökologische Wirkung von einzelnen und kombinierten Maßnahmen kann mithilfe entwickelter Methodik geprüft werden. Dabei zeigt sich, dass es wahrscheinlich nicht ausreicht, wenn zur Verminderung der stofflichen Einträge in die Gewässer ausschließlich auf den Ausbau von zentralen oder dezentralen Kläranlagen gesetzt wird. Für einige Wirkstoffe greifen v.a. Maßnahmen der Arzneimittelinnovation und Gesundheitspolitik. Eine Integration der Ansätze ist daher notwendig.

Botschaft 4: Bei Kommunikations- und Bildungsmaßnahmen ist wichtig zu vermitteln, dass es sich bei den Bestrebungen zur Minderung von Arzneimittelrückständen in der Umwelt in erster Linie um Vorsorge handelt und nicht um den Schutz vor konkreten Gefährdungen.
Handlungssicherheit bei der Arzneimittelentsorgung erfordert eine bundesweite Informationskampagne mit angepassten dezentralen Informationsangeboten. Appelle zu einem reflektierten Arzneimittelgebrauch sollten v.a. aus dem Gesundheitsbereich erfolgen. Die entwickelte umweltorientierte Ärztefortbildung mit Zertifizierung sollte als Initiator zur Etablierung einer längerfristigen Fortbildungsreihe dienen.

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Prof. Dr.      Johannes Pinnekamp

RWTH Aachen

Tel.: 0241 80 252 07

Fax: 0241 80 222 85

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